04.12.2017 - Fraunhofer-Institut für Angewandte Polymerforschung IAP

Medikamentenspiegel mit bloßem Auge sichtbar machen

Einen Schnelltest, der unter anderem den Medikamentenspiegel im Blut messen kann, entwickeln Potsdamer Fraunhofer-Forscher im Rahmen des Leistungszentrums »Integration biologischer und physikalisch-chemischer Materialfunktionen«. Ziel ist es, Produkte zu entwickeln, die in möglichst wenigen Prozessschritten gefertigt werden können und dabei über möglichst viele technisch relevante Funktionen verfügen. Am 29. November 2017 trafen sich die Beteiligten, um die Fortschritte einiger Projekte seit dem Start des Leistungszentrums im April 2017 vorzustellen.

Erst eine schwere Depression, dann ein Bandscheibenvorfall und eine Knieoperation – ein beispielhafter Werdegang für einen Patienten, der anschließend täglich einen Mix aus Antidepressiva und verschiedenen Schmerzmitteln nehmen muss. Die Medikamente müssen fein aufeinander abgestimmt sein, damit sie optimal wirken, wenige Nebenwirkungen hervorrufen und die inneren Organe so wenig wie möglich belasten. Doch Aufnahme, Transport, Verteilung und Abbau von Medikamenten im Körper sind sehr individuell und abhängig von Faktoren wie der Ernährung oder der Einnahme von anderen Medikamenten. Hinzu kommt, dass manche Medikamente bei Überdosierung starke Vergiftungserscheinungen hervorrufen können. Die Überprüfung der Blutkonzentration des verabreichten Wirkstoffs ist daher ein wichtiger Bestandteil der modernen medikamentösen Therapie. Doch das sogenannte »Therapeutische Drug Monitoring« (TDM) ist aufwändig und wird bisher nur im Labor durchgeführt.

Blutanalyse im Schnellverfahren

Ein Schnelltest, der ähnlich wie ein Schwangerschaftstest aufgebaut ist, soll in wenigen Jahren die Messung vereinfachen. »In unserem Test möchten wir keine herkömmlichen Farbstoffe zur Erkennung spezifischer Moleküle verwenden, da wir vor allem farbige Flüssigkeiten wie Blut messen wollen. Und alles, was den Teststreifen verfärbt, verfälscht das Ergebnis«, erklärt Dr. Eva Ehrentreich-Förster vom Fraunhofer-Institut für Zelltherapie und Immunologie, Institutsteil Bioanalytik und Bioprozesse IZI-BB, die das Testsystem entwickelt. Gemeinsam mit Dr. André Geßner, vom Fraunhofer-Institut für Angewandte Polymerforschung IAP in Potsdam-Golm möchte sie einen Schnelltest etablieren, mit dem die Konzentration eines Medikaments im Blut mit bloßem Auge sichtbar gemacht werden kann – und zwar direkt vor Ort und ohne den Einsatz teurer Messgeräte.

Als Farbstoffe integrieren die Forscher neue nanoskopische Strukturen in einen Teststreifen. An diesen Strukturen ist ein für ein Medikament spezifisches Erkennungsmolekül gebunden. Je nachdem, ob das Medikament daran bindet, leuchtet der Messpunkt in seiner entsprechenden Farbe. »Der Clou bei diesem neuartigen Testsystem ist, dass schon geringste Mengen einer Substanz erkannt werden können. Zudem können gleich mehrere Substanzen gleichzeitig detektiert werden, die dann in unterschiedlichen Farben leuchten«, so Geßner, der die nanoskopischen Farbstoffe entwickelt.

Aktuell befindet sich das Projekt noch in einer frühen Entwicklungsphase. Bis das neue Testsystem auf den Markt kommt, werden voraussichtlich noch mindestens drei Jahre vergehen.

Fakten, Hintergründe, Dossiers

  • Blutanalyse
  • Antidepressiva
  • Schmerztherapeutika
  • Fraunhofer-Institut…
  • Fraunhofer-Institut…

Mehr über Fraunhofer-Institut IAP

  • News

    Lackieren geht vor Polieren

    Additive Manufacturing (Additive Fertigung, AM) hat viele Vorteile: individuelle Fertigung, flexible Produktion und einfache Anpassung zum Beispiel. Viele Produkte haben jedoch eine hohe Oberflächenrauhigkeit und Porosität. Die Nachbehandlung der so gefertigten Teile ist zeitaufwändig und f ... mehr

    Neuartiges Verfahren zur Untersuchung von Polymeren in der Umwelt

    Bei der Nutzung von Klärschlamm als Düngemittel für die Landwirtschaft gelangen als Flockmittel eingesetzte Polyacrylamid-Copolymere (PAMs) in die Umwelt. Laut Düngemittelverordnung dürfen diese jedoch nicht im Boden verbleiben. Fraunhofer-Forscher haben ein Verfahren entwickelt, um unter r ... mehr

    Brustimplantate mit Tomaten-DNA fälschungssicher kennzeichnen

    Jahrelang hat ein französisches Unternehmen Brustimplantate aus billigem Industrie-Silikon verkauft. Der Skandal, der 2010 erstmals für Schlagzeilen sorgte, beschäftigt bis heute die Gerichte. Ein Forscherteam des Fraunhofer-Instituts für Angewandte Polymerforschung IAP hat jetzt ein Verfah ... mehr

q&more – die Networking-Plattform für exzellente Qualität in Labor und Prozess

q&more verfolgt den Anspruch, aktuelle Forschung und innovative Lösungen sichtbar zu machen und den Wissensaustausch zu unterstützen. Im Fokus des breiten Themenspektrums stehen höchste Qualitätsansprüche in einem hochinnovativen Branchenumfeld. Als moderne Wissensplattform bietet q&more den Akteuren im Markt einzigartige Networking-Möglichkeiten. International renommierte Autoren repräsentieren den aktuellen Wissenstand. Die Originalbeiträge werden attraktiv in einem anspruchsvollen Umfeld präsentiert und deutsch und englisch publiziert. Die Inhalte zeigen neue Konzepte und unkonventionelle Lösungsansätze auf.

> mehr zu q&more

q&more wird unterstützt von: