24.07.2019 - European Molecular Biology Laboratory (EMBL)

Toxin für Legionellenwachstum identifiziert

Ein Team von Wissenschaftlern unter der Leitung von Sagar Bhogaraju und Ivan Dikic von der Goethe-Universität Frankfurt entdeckte, dass das Gift SidJ in Legionellen eine einzigartige Modifikation menschlicher Proteine erzwingt und Legionellen hilft, in menschlichen Zellen zu wachsen. SidJ entführt das menschliche Protein Calmodulin zu seinem eigenen Vorteil in einem der klassischen Beispiele für pathogene Bakterien, die die menschliche molekulare Maschinerie ausnutzen und gegen uns wenden. Dies macht SidJ zu einem idealen Ziel zur Eindämmung der Legionelleninfektion. Die Ergebnisse wurden in Nature veröffentlicht.

Legionellen - ein komplexes Bakterium

Eine Lungenentzündung infolge der Exposition gegenüber Legionellen - obwohl sie in Europa selten ist und nur 1 von 100.000 Menschen betrifft - hat eine Sterblichkeitsrate von mehr als 10%. Das pathogene Bakterium Legionella pneumophila enthält mehr als 300 Toxine, mit denen es den Menschen infiziert. Sobald die Aerosole mit den Bakterien eingeatmet sind, gelangt Legionella in die Lunge, wo es beginnt, menschliche Zellen zu infizieren und eine Lungenentzündung zu verursachen.

Legionellentoxine zielen insbesondere auf die angeborenen Immunpfade ab, die das Überleben der Bakterien in menschlichen Zellen erleichtern und die Replikation der Bakterien ermöglichen. Aufgrund der großen Anzahl von Toxinen ist es schwierig, die Auswirkungen der Deletion eines oder mehrerer dieser Toxine auf die Legionelleninfektionskapazitäten zu erkennen. Erschwert wird dies noch dadurch, dass innerhalb der Bakterien mehrere Toxine mit ähnlichen Funktionen vorhanden sind. Dies macht es schwierig, Legionellen mit bestimmten Medikamenten zu bekämpfen.

Fokus auf das SidJ-Toxin

Forscher des EMBL Grenoble und der Goethe-Universität Frankfurt haben das Gift SidJ nun eingehend untersucht. Es ist ein wichtiges toxisches Protein von Legionellen, das in das menschliche Zytoplasma injiziert wird und die erfolgreiche Infektion und Replikation der Bakterien ermöglicht. Im Gegensatz zu den anderen Toxinen in Legionellen führt allein die Deletion von SidJ zu einem erheblichen Wachstumsfehler der Bakterien in menschlichen Zellen. Dies macht SidJ zu einem der wichtigsten Giftstoffe von Legionellen und zu einem attraktiven Ziel, um die Legionelleninfektion einzudämmen.

Während SidJ bereits seit mehr als einem Jahrzehnt auf diesem Gebiet untersucht wird, blieb die genaue Funktion bis heute unbekannt. "SidJ hat keine Sequenzähnlichkeit mit einem der Proteine mit bekannter Funktion. Wir mussten auf biochemische Standardmethoden und Massenspektrometrie zurückgreifen, um ihre Funktion zu bestimmen", erklärt Bhogaraju. "Während sich die Entwicklung des Mechanismus als Herausforderung erwies, war er auch sehr aufregend!"

Insbesondere die fehlende detaillierte molekulare Untersuchung des Toxins behinderte die Entwicklung von Medikamenten, die gegen SidJ wirken können. Die Arbeit multidisziplinärer Wissenschaftler aus den Gruppen Bhogaraju und Dikic beschreibt nun detailliert die molekulare Funktion dieses Proteins, verdeutlicht seine Bedeutung für die Legionelleninfektion und liefert die Identität der menschlichen Proteine, die von SidJ angegriffen werden.

Toxin bei der Arbeit

Die Gruppe zeigte, dass SidJ über eine Proteinglutamylierungsaktivität verfügt: Es bindet die Aminosäure Glutamat an ein Zielprotein als post-translationale Modifikation. "Diese Art von Aktivität ist eine Premiere für bakterielle Proteine", sagt Ivan Dikic, Direktor des Instituts für Biochemie II der Goethe-Universität. SidJ-Glutamylate sind viele menschliche Proteine, die an der Bekämpfung von mikrobiellen Infektionen und angeborener Immunität beteiligt sind. Dazu interagiert SidJ mit dem humanen Protein Calmodulin - einem hochkonservierten, multifunktionalen, zwischenzeitlich kalkbindenden Botenprotein. "Legionellen haben sich geschickt entwickelt, um Calmodulin zu verwenden, um die Aktivität von SidJ auszulösen und so die Aktivierung von SidJ zu verhindern, bevor die Infektion im menschlichen Körper stattfindet", sagt Dikic.

Die kryogene elektronenmikroskopische Struktur von SidJ, die mit menschlichem Calmodulin interagiert, zeigte auch, dass das Toxin eine Kinase-Domänenfalte aufweist. "Dies ist ein ebenso interessanter wie wichtiger Fund, da die Kinase-Falte medikamentös behandelbar ist", sagt Michael Adams, Doktorand in der Bhogaraju-Gruppe.

Beginn eines langen Weges zum therapeutischen Einsatz

Das Ergebnis der Studie wird in Zukunft viele Studien vorbereiten und den Mechanismus der SidJ-vermittelten Glutamylation weiter analysieren. Da die Forscher herausgefunden haben, dass SidJ eine Kinase-Falte hat, wird diese Entdeckung die Suche nach einem Wirkstoffmolekül mit potenziellen therapeutischen Wirkungen einleiten.

"Während unsere Arbeit keine direkte pharmazeutische Anwendung hat, werden unsere Ergebnisse über die strukturellen und funktionellen Eigenschaften eines der wichtigsten Toxine von Legionella zu zukünftigen Studien führen, die darauf abzielen, dieses Protein für therapeutische Zwecke einzusetzen", sagt Sagar Bhogaraju.

Hinweis: Dieser Artikel wurde mit einem Computersystem ohne menschlichen Eingriff übersetzt. LUMITOS bietet diese automatischen Übersetzungen an, um eine größere Bandbreite an aktuellen Nachrichten zu präsentieren. Da dieser Artikel mit automatischer Übersetzung übersetzt wurde, ist es möglich, dass er Fehler im Vokabular, in der Syntax oder in der Grammatik enthält. Den ursprünglichen Artikel in Englisch finden Sie hier.

Fakten, Hintergründe, Dossiers

  • Pneumonie

Mehr über European Molecular Biology Laboratory

  • News

    Neuer Ansatz gegen Nebenwirkungen von Antibiotika

    Antibiotika helfen bei der Behandlung bakterieller Infektionen und retten jedes Jahr Millionen von Leben. Sie können aber auch die hilfreichen Mikroben in unserem Darm schädigen, eine der ersten Verteidigungslinien unseres Körpers gegen Krankheitserreger schwächen und die positiven Auswirku ... mehr

    Induzierte pluripotente Stammzellen verraten Krankheitsursachen

    Induzierte pluripotente Stammzellen (iPSC) sind geeignet, um die verantwortlichen Gene zu entdecken, die komplexen und auch seltenen genetischen Erkrankungen zugrunde liegen. Dies konnten Wissenschaftler vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) und vom Europäischen Laboratorium für Molek ... mehr

    Replikationszyklus von SARS-COV-2 in 3D

    Im Zuge der weltweiten Corona-Pandemie versuchen Wissenschaftler nicht nur Impfstoffe und Medikamente gegen die Krankheit zu finden, sondern auch kontinuierlich mehr über das Virus selbst zu erfahren. „Inzwischen können wir damit rechnen, dass das Coronavirus saisonal wird,“ erklärt Ralf Ba ... mehr

Mehr über Uni Frankfurt am Main

  • News

    Frederick W. Alt und David G. Schatz werden mit dem Paul Ehrlich- und Ludwig Darmstaedter-Preis 2023 ausgezeichnet

    Die Immunologen Frederick W. Alt (73) von der Harvard Medical School und David G. Schatz (64) von der Yale Medical School erhalten den Paul Ehrlich- und Ludwig Darmstaedter-Preis 2023. Das gab der Stiftungsrat der Paul Ehrlich-Stiftung bekannt. Die beiden Forscher werden für die Entdeckung ... mehr

    Woher wissen T-Killerzellen, von wo Gefahr droht?

    Wie erkennen T-Killerzellen von Viren befallene Körperzellen? Körperfremde Bestandteile werden als Antigene auf der Zelloberfläche wie eine Art Hinweisschild präsentiert. Die Langzeitstabilität dieses in der Zelle gebildeten Schildes stellt ein Netzwerk von Begleitproteinen sicher. Dies hab ... mehr

    Laborstudie: Wirkung von Antikörpern gegen Omikron-Varianten BA.1 und BA.2 lässt schnell nach

    Die von etwa Dezember bis April dominanten Omikron-Varianten BA.1 und BA.2 des SARS-CoV-2-Virus können bereits nach drei Monaten den Schutz vor einer Infektion unterlaufen, den Impfungen oder überstandene Infektionen bieten. Dies zeigt eine Studie aus Frankfurt unter Federführung des Univer ... mehr

  • q&more Artikel

    Feiern und Hungern – für Bakterien kein Problem

    Bakterien sind wahre Überlebenskünstler. Im Laufe der Evolution haben sie zahlreiche Strategien entwickelt, sich an schnell veränderliche, unsichere Umweltbedingungen anzupassen. So ist ihr Stoffwechsel wesentlich ausgeklügelter als derjenige des Menschen. Sie können innerhalb von Minuten i ... mehr

    Warum Biosimilars und nicht Biogenerika?

    Bereits seit 2006 gibt es eine Gruppe gentechnisch hergestellter Medikamente, die unter der Bezeichnung „Biosimilars“ firmieren. Bis vor einem Jahr blieb diese Gruppe selbst in Fachkreisen eher unauffällig. Das ändert sich jedoch derzeit, da kürzlich ein erster Biosimilar-Antikörper zugelas ... mehr

    Paradigmen­wechsel

    Was wäre die Medizin ohne Arzneimittel? Aber werden Arzneimittel heute optimal ­eingesetzt? einesfalls, wie wir heute dank der Erkenntnisse aus der molekularen ­Medizin wissen. Denn beim Einsatz von Arzneimittel gilt es, zwei Aspekte zu beachten: ­die Krankheit und den Patienten. Erst langs ... mehr

  • Autoren

    Prof. Dr. Claudia Büchel

    Claudia Büchel, Jahrgang 1962, studierte Biologie an der Universität Mainz, wo sie auch promovierte und 2001 die Venia Legendi für Pflanzenphysiologie erhielt. Nach einem Postdoc-Aufenthalt am Biological Research Centre, Szeged, Ungarn war sie vier Jahre als Research Associate am Imperial C ... mehr

    Prof. Dr. Jörg Soppa

    Jörg Soppa, Jahrgang 1958, studierte Biochemie in Tübingen und promovierte anschließend am Max-Planck-Institut für Biochemie in Martinsried. Dort baute er ab 1990 eine eigene Forschungsgruppe auf und hielt Lehrveranstaltungen am Institut für Genetik und Mikrobiologie der Universität München ... mehr

    Prof. Dr. Heinfried H. Radeke

    Heinfried H. Radeke, Jg. 1955, studierte Medizin an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH; Approbation 1985) und promovierte mit der wissenschaftlich besten Dissertation des Jahres 1986. Nach zwei Jahren als Assistenzarzt in der Universitätskinder­klinik Göttingen begann er 1987 an der ... mehr

q&more – die Networking-Plattform für exzellente Qualität in Labor und Prozess

q&more verfolgt den Anspruch, aktuelle Forschung und innovative Lösungen sichtbar zu machen und den Wissensaustausch zu unterstützen. Im Fokus des breiten Themenspektrums stehen höchste Qualitätsansprüche in einem hochinnovativen Branchenumfeld. Als moderne Wissensplattform bietet q&more den Akteuren im Markt einzigartige Networking-Möglichkeiten. International renommierte Autoren repräsentieren den aktuellen Wissenstand. Die Originalbeiträge werden attraktiv in einem anspruchsvollen Umfeld präsentiert und deutsch und englisch publiziert. Die Inhalte zeigen neue Konzepte und unkonventionelle Lösungsansätze auf.

> mehr zu q&more

q&more wird unterstützt von: